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Bruno Sukrow - der Filmebastler

Kurzfilmreihe | Original

Bruno Sukrow, der sich zeitlebens selbst als „Filmebastler“ bezeichnete, wurde 1927 in Berlin geboren und starb Anfang diesen Jahres mit 94 Jahren. Ursprünglich Maschinenschlosser, sattelte er mit 82 Jahren zum Filmamateur um – am heimischen Rechner schuf er fortan ein bemerkenswertes Werk von zumeist kurzen und mittellangen, auch einigen abendfüllenden Filmen. In ihnen schuf sich Sukrow eine neue, ganz von privaten Vorlieben durchdrungene Welt, die in ihrer verschrobenen Second-Life-Ästhetik von Held:innen, Monstren, Plottwists und ins Leere laufenden Gags bevölkert ist. Dass vom Computer generierte Bilder zu allererst das ästhetische wie erzählerische Potential besitzen, von der Wirklichkeit spielerisch abzurücken, statt ihr möglichst mimetisch nachzueifern, war ihm klar. Die diesem Ansatz folgenden Filme entstanden ursprünglich für einen rein familiären Rahmen – niemand hätte sich träumen lassen, dass es sein privates Auteur-Computerkino zum Internationalen Filmfestival Rotterdam schaffen würde.

Neben den besonderen Bildwelten besaß Sukrow auch einen ganz eigenen Zugang zu Stimmen und Identitäten in seinen Filmen: Die Dialoge sind von ihm und Freund:innen „wie nebenbei“ eingesprochen, Geschlechter und Lebensalter verzahnen sich unentwirrbar, betonungstechnisch hakt es. Diese Voice-Over sind dabei wie das, was wir zu sehen bekommen: plakativ, unförmig, das Gegenteil von authentisch. Auch hierin war Sukrow ein Fantast.

SATURNUS ist der Planet, der ewiges Leben verspricht. Astronauten machen sich in einem Spaceshuttle, das auffällig an den Millennium Falcon aus Star Wars erinnert, auf, die letzten Überlebende einer früheren Expedition zu retten. Zu Ambient-Musik und Pianoklängen stolpern sie über den Planeten, den Sukrow mit allerlei Fantasiewesen angefüllt hat. Wirklich gefährlich ist hier eigentlich nichts – das Spannende besteht vielmehr darin, welch abstruse Dialogschnipsel und Szenerien uns der Autor als nächstes präsentieren wird.
Der entschleunigte Mystery-Thriller MARTINS FEUER ist wiederum in einem britischen Städtchen angesiedelt – zumindest markieren das idyllische Wiesen- und Seenlandschaften, Pubs und rote Telefonzellen. Ein Psychiater, der Totenköpfe in seiner gespenstisch aufgeräumten Praxis stehen hat, soll Martin von seinen Wahnbildern befreien. Kurz darauf wird er erschossen, Martin war dummerweise sein letzter Patient und somit Hauptverdächtiger. Die Polizei beginnt nun hinter die Fassade der Einfamilienhäuser zu leuchten. Und dann gibt es da noch eine Hexe, die gleich mehrere Figuren in ihren Bann zieht.
VERGISSMEINNICHT schließt die Klammer des Triples: Kleinstadt plus Aliens. Tulpen-Toni erscheint im Schlaf ein von Außerirdischen entführter Typ, den er ohne großen Widerstand aus einem UFO befreit – die Animationen sind hier filigraner, die Soundkulisse organischer. Man merkt, dass Bruno Sukrow schon seit einigen Jahren bastelt.

Tickets: 6,50 / 5,50 (erm.) Euro

Vergangene Termine
Sa. 17.09.2022 / 19:00 Uhr