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GEGENkino

HER FIVE LIVES: FEMINISTISCHES KINO AUS ZENTRALASIEN

diverse Originalfassungen mit engl. Untertiteln

Über drei Jahrzehnte nach dem Zerfall der UdSSR bestehen die geopolitischen Herausforderungen für die unabhängigen und jungen Nationen Zentralasiens fort – Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und Turkmenistan navigieren zwischen dem Westen, Russland und China durch komplexe Abhängigkeitsverhältnisse. Inmitten dieser sozio-politischen Spannungen ist der Film zu einem wichtigen Sprachrohr für eine postsowjetische Generation geworden. Insbesondere weibliche Filmschaffende zeigen dabei einen kritischen Umgang mit ihrer gesellschaftlichen Rolle, die sowohl vom sowjetischen Erbe als auch vom Islam geprägt ist.

Abgesehen von wenigen unabhängigen Initiativen wie der Tashkent Film School fehlen in der Region jedoch bis heute lokale Infrastrukturen für Filmbildung.

Durch den technologischen Fortschritt und das von Filmschaffenden aus der Diaspora mitgebrachte Wissen entwickelt sich in den letzten zwei Jahrzehnten eine wachsende zentralasiatische Filmszene, die bemerkenswerte weibliche Stimmen hervorgebracht hat. Dem Titel des ersten Kurzfilms entlehnt, zeigen wir in HER FIVE LIVES fünf Geschichten von und über Frauen. Die wohl bekannteste Filmemacherin aus der Region ist die aus Usbekistan stammende Saodat Ismailova, die auch als Künstlerin international bekannt ist. Ihre Werke setzen sich machtkritisch und feministisch mit der Geschichte ihres Landes auseinander, so auch in dem vollständig aus Archivmaterial montierten Kurzfilm HER FIVE LIVES. Usbekische Schauspielerinnen ins Zentrum stellend, interpretiert sie die Geschichte von Frauen vor dem Hintergrund wechselnder politischer Ideologien in ihrer Heimat neu.

2022 gründete Ismailova das DAVRA-Kollektiv mit weiblichen Kulturschaffenden aus Zentralasien. Zu ihnen gehört auch Zumrad Mirzalieva, die in AUTONOMY eine zentrale Frage aufwirft: Existieren neben Mutterschaft und Ehe noch andere weibliche Rollenbilder in Usbekistan? Ähnliche Herausforderungen beleuchtet Lolisanam Ulugova aus Tadschikistan in FARANGIS: Ihre Protagonistin ist eine 25-jährige Primaballerina, die sich unter zunehmendem gesellschaftlichem Druck zwischen Ehe und ihrer Tanzkarriere entscheiden muss. In THE LATE WIND erzählt die kasachische Regisseurin Shugyla Serzhan von einer Frau, deren Partner nach der Schwangerschaftsankündigung spurlos verschwindet und die damit ein gesellschaftliches Stigma erlebt. Im Hintergrund toben auf den Straßen Almatys die Proteste gegen Präsident Tokajews Energiepolitik, die Anfang 2022 von der kasachischen Regierung gewaltsam niedergeschlagen wurden. Gulzat Egemberdieva wiederum wirft in MOSCOW TIME einen einfühlsamen Blick auf ein junges Mädchen in einem kirgisischen „Geisterdorf“, das zur Sowjetzeit durch den Bergbau florierte. Ihre Mutter lebt als Arbeitsmigrantin im fernen Russland – wird sie ihr folgen, wenn sie erwachsen ist? 

Das Programm wurde kuratiert von Azem Bekturova und beleuchtet fünf Stimmen einer bislang wenig beachteten Region, in der Frauen sowohl kritisch in die Vergangenheit schauen als auch essentielle Fragen zu ihrer Zukunft stellen, während die Prozesse der Identitätsfindung und -bildung in Zentralasien andauern.


HER FIVE LIVES
Usbekistan 2022 von Saodat Ismailova, 13 min, ohne Dialog

FARANGIS
Tadschikistan 2022 von Lolisanam Ulugova, 22 min, rus. Originalfassung mit engl. Untertiteln

AUTONOMY
Usbekistan 2022 von Zumrad Mirzalieva, 7 min, ohne Dialog

THE LATE WIND
Kasachstan 2023 von Shugyla Serzhan, 23 min, kaz. Originalfassung mit engl. Untertiteln

MOSCOW TIME
Kirgisistan 2020 von Gulzat Egemberdieva, 12 min, kir. Originalfassung mit engl. Untertiteln

In Anwesenheit von Gulzat Egemberdieva (Regisseurin) und Tolganay Talgat (Regisseurin, Schauspielerin in „The late wind“) – im Gespräch mit der Kuratorin Azem Bekturova.

Termine
Mo. 15.09.2025 / 18:30 Uhr
Ticket
Grüner Salon

Tickets: 7,50 / 6,50 (erm.) Euro


Zugang zum Grünen Salon leider nicht barrierefrei