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Zucker.Rausch.Germania

Station 4/4

ET SI L’EUROPE?

Strasbourg, zwölf Tableaux vivants

— Performative Intervention —

Nach ihren Aufführungen in Leipzig präsentiert die Groupe Tongue unter der Regie von Mathias Moritz in ihrer Heimatstadt Strasbourg erneut zwölf Tableaux vivants – je ein Tableau für einen Stern auf der europäischen Flagge. Mit ihren „lebenden Bildern“, einem theatralem Spiel zwischen Geschichte und Gegenwart, stellen sie historische Bezüge her, u. a. zur Belagerung Strasbourgs und werden Teil des Gedenkens und Erinnerns.

BELAGERUNG STRASBOURGS

Die Belagerung Strasbourgs begann am 12. August 1870 während des Deutsch-Französischen Krieges. Sie forderte 2.000 zivile Opfer, 450 zerstörte Wohnhäuser und brachte 10.000 Menschen in die Obdachlosigkeit. In ihr zeigte sich der Besitzanspruch auf die „verlorenen Reichsgebiete“. Das schonungslose Bombardement der Zivilbevölkerung erlangte ein bis dahin unvergleichliches Ausmaß. Die Annexion Elsass-Lothringens 1871 zementierte zusätzlich die deutsch-französische Feindschaft.

„EHRENDENKMAL“ FÜR KAISER WILHELM I.

Zum Gedenken an Kaiser Wilhelm I. entstand ein gewaltiges Denkmal auf dem heutigen Place de la République, dem damaligen Kaiserplatz. 1911 eingeweiht, wurde es bereits acht Jahre später wieder abgetragen. Der 1904 in Stein gehauene Goethe, der auf dieses Monument blickte, wurde verschont.

GENFER ABKOMMEN

Der schonungslose Beschuss der zivilen Bevölkerung galt zu diesem Zeitpunkt nicht als Kriegsverbrechen. Erst die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges führten 1949 zum Genfer Abkommen, in welchem der „Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten“ festgeschrieben wurde.

Credits

Regie, Dramaturgie: Mathias Moritz, Antoine Descanvelle
Schauspieler:innen: Débora Cherrière, Lucas Partensky, Clara De Pin, Romaric Séguin

Die vier Stationen

Station 1/4: Brno, ein verlassener Platz

— Installation auf dem Mendlovo náměstí, Brno | 29. Juli bis 1. August 2021 —

Ein verwittertes Karussell dreht sich schwerfällig und einsam auf einer von Straßenbahngleisen umschlossenen Verkehrsinsel im Zentrum von Brno. Einzig ein letztes Pferd befindet sich noch auf der ansonsten leeren Plattform. Diese Installation erzählt vom Verschwinden.

Die Schaubühne Lindenfels wurde eingeladen, im Rahmen des Festivals „Meeting Brno“ einen Beitrag zu leisten. Zudem entstanden Zusammenarbeiten mit einem tschechisch-deutschen Schüler:innenaustausch zum Thema Erinnerungskultur. Auch der Schriftsteller Jaroslav Rudiš tritt diese Reise an. Seine Werke schreibt er sowohl in deutscher als auch tschechischer Sprache.

Station 2/4: Leipzig, ein verschwundenes Denkmal

— Installation auf dem Leipziger Marktplatz | 21. August bis 17. September 2021 —

Das „Ding“ steht wieder auf dem Markt. Aber anstelle eines Kriegsmonuments, das unter dem Namen „Leipziger Siegesdenkmal“ diesen Ort 60 Jahre lang dominierte, nimmt jetzt die temporäre Installation „Zucker.Rausch.Germania“ seinen Platz ein.

Auf die einst aus Kupfer getriebene, vier Meter hohe Germania verweist nur noch ihr verbeulter Helm und ihr verrußtes Schwert. Die bronzenen Fahnenträger sind längst verschwunden. Von den vier überlebensgroßen Reiterstatuen ist nur ein einziges stürzendes Pferd geblieben. Beschaffen aus vergänglichem Material – weißem, kristallenem Zucker –, dreht es sich auf der leeren Plattform eines zerschlissenen Karussells.

Station 3/4: Berlin, ein 1. September

— Künstlerische Intervention | 1. September 2021 —

1. September 2021 – Weltfriedenstag: Um 5:45 Uhr zieht ein Bauer mit Pferdegespann und Pflug seine Kreise um die Siegessäule. Ein historisches Bild wird rekonstruiert und erinnert. 1946 bauten die Berliner:innen im zerstörten Tiergarten Gemüse an – darunter auch die Zuckerrübe, Symbol des Aufstiegs Preußens und Nahrungsgrundlage in den Nachkriegstagen. Die eingerahmte Aufnahme zeigt zugleich das gesamte Ausmaß der Zerstörung.

Station 4/4: Strasbourg, zwölf Tableaux vivants

— Performative Intervention —

Nach ihren Aufführungen in Leipzig präsentiert die Groupe Tongue unter der Regie von Mathias Moritz in ihrer Heimatstadt Strasbourg erneut zwölf Tableaux vivants – je ein Tableau für einen Stern auf der europäischen Flagge. Mit ihren „lebenden Bildern“, einem theatralem Spiel zwischen Geschichte und Gegenwart, stellen sie historische Bezüge her, u. a. zur Belagerung Strasbourgs und werden Teil des Gedenkens und Erinnerns.

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