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Zucker.Rausch.Germania

Station 3/4

FRIEDENSACKER AN DER SIEGESSÄULE

Berlin, ein 1. September

— Künstlerische Intervention | 1. September 2021 —

1. September 2021 – Weltfriedenstag: Um 5:45 Uhr zieht ein Bauer mit Pferdegespann und Pflug seine Kreise um die Siegessäule. Ein historisches Bild wird rekonstruiert und erinnert. 1946 bauten die Berliner:innen im zerstörten Tiergarten Gemüse an – darunter auch die Zuckerrübe, Symbol des Aufstiegs Preußens und Nahrungsgrundlage in den Nachkriegstagen. Die eingerahmte Aufnahme zeigt zugleich das gesamte Ausmaß der Zerstörung.

Als weithin sichtbares Symbol der Deutschen Einigungskriege 1864 - 71 (Deutsch-Dänischer-, Preußisch-Österreichischer- und Deutsch-Französischer Krieg) ragt die Siegessäule über Berlin. Bereits 1864 wurde sie als Monument für den gewonnen Krieg gegen Dänemark entworfen.

Auf ihrer Spitze wacht die vergoldete Siegesgöttin Victoria. Darunter Säulensegmente aus Sandstein:

Die ersten drei für je einen gewonnenen Krieg mit 60 vergoldeten, aus den Kriegen erbeuteten Kanonen. Nachdem zwischen 1938 und 1939 die Siegessäule von den Nationalsozialisten auf ihren jetzigen Standort versetzt wurde, fügten sie ein viertes, leeres Säulensegment hinzu. Ein Platzhalter für die noch offensichtlich zu erkämpfenden Kanonen.

Heute steht die Siegessäule als Touristenattraktion unkommentiert im Zentrum der Hauptstadt.

1. September 2021

Rekonstruktion eines historischen Bildes

1946 bauten die Berliner:innen im zerstörten Tiergarten Gemüse an – hier geerntete Kartoffeln und Rüben sollten einen weiteren Hungerwinter verhindern. Insbesondere die Kohlrübe prägt bis heute die Erinnerung an die „Speisepläne“ der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre der Zivilbevölkerung.

Inmitten größter Zerstörung und Trümmer fällen nach Kriegsende 1945/46 die Menschen, meist Frauen und Kinder, die noch stehenden Bäume im Tierpark um die Siegessäule. Sie wollen Heizmaterial gewinnen. Auf den freien Flächen legen sie Gemüsebeete an, um sich notdürftig mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Berlin, 1. September 2021

Zum Weltfriedenstag rekonstruiert die Schaubühne Lindenfels am 1. September 2021, um 5:45 Uhr in einer künstlerischen Intervention das historische Bild eines Bauern mit Pferdegespann und Pflug, der seine Kreise um die zerstörte Siegessäule zieht.

Fotoshooting mit Pferden

Einblicke in die Dreh- und Fotoarbeiten zum "Friedensacker an der Siegessäule"

PRESSESCHAU

"Die Schaubühne Lindenfels Leipzig rekonstruierte gestern das historische Bild von 1946 im Rahmen ihres europaweiten Projektes ZUCKER.RAUSCH.GERMANIA. Ein inszeniertes Fotoshooting des Nachkriegsmotives als künstlerische Intervention." Leipzig Info

Die vier Stationen

Station 1/4: Brno, ein verlassener Platz

— Installation auf dem Mendlovo náměstí, Brno | 29. Juli bis 1. August 2021 —

Ein verwittertes Karussell dreht sich schwerfällig und einsam auf einer von Straßenbahngleisen umschlossenen Verkehrsinsel im Zentrum von Brno. Einzig ein letztes Pferd befindet sich noch auf der ansonsten leeren Plattform. Diese Installation erzählt vom Verschwinden.

Die Schaubühne Lindenfels wurde eingeladen, im Rahmen des Festivals „Meeting Brno“ einen Beitrag zu leisten. Zudem entstanden Zusammenarbeiten mit einem tschechisch-deutschen Schüler:innenaustausch zum Thema Erinnerungskultur. Auch der Schriftsteller Jaroslav Rudiš tritt diese Reise an. Seine Werke schreibt er sowohl in deutscher als auch tschechischer Sprache.

Station 2/4: Leipzig, ein verschwundenes Denkmal

— Installation auf dem Leipziger Marktplatz | 21. August bis 17. September 2021 —

Das „Ding“ steht wieder auf dem Markt. Aber anstelle eines Kriegsmonuments, das unter dem Namen „Leipziger Siegesdenkmal“ diesen Ort 60 Jahre lang dominierte, nimmt jetzt die temporäre Installation „Zucker.Rausch.Germania“ seinen Platz ein.

Auf die einst aus Kupfer getriebene, vier Meter hohe Germania verweist nur noch ihr verbeulter Helm und ihr verrußtes Schwert. Die bronzenen Fahnenträger sind längst verschwunden. Von den vier überlebensgroßen Reiterstatuen ist nur ein einziges stürzendes Pferd geblieben. Beschaffen aus vergänglichem Material – weißem, kristallenem Zucker –, dreht es sich auf der leeren Plattform eines zerschlissenen Karussells.

Station 3/4: Berlin, ein 1. September

— Künstlerische Intervention | 1. September 2021 —

1. September 2021 – Weltfriedenstag: Um 5:45 Uhr zieht ein Bauer mit Pferdegespann und Pflug seine Kreise um die Siegessäule. Ein historisches Bild wird rekonstruiert und erinnert. 1946 bauten die Berliner:innen im zerstörten Tiergarten Gemüse an – darunter auch die Zuckerrübe, Symbol des Aufstiegs Preußens und Nahrungsgrundlage in den Nachkriegstagen. Die eingerahmte Aufnahme zeigt zugleich das gesamte Ausmaß der Zerstörung.

Station 4/4: Strasbourg, zwölf Tableaux vivants

— Performative Intervention —

Nach ihren Aufführungen in Leipzig präsentiert die Groupe Tongue unter der Regie von Mathias Moritz in ihrer Heimatstadt Strasbourg erneut zwölf Tableaux vivants – je ein Tableau für einen Stern auf der europäischen Flagge. Mit ihren „lebenden Bildern“, einem theatralem Spiel zwischen Geschichte und Gegenwart, stellen sie historische Bezüge her, u. a. zur Belagerung Strasbourgs und werden Teil des Gedenkens und Erinnerns.

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