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Zucker.Rausch.Germania

Station 2/4

ZUCKER.RAUSCH.GERMANIA

Leipzig, ein verschwundenes Denkmal

— Installation auf dem Leipziger Marktplatz | 21. August bis 17. September 2021 —

Das „Ding“ steht wieder auf dem Markt. Aber anstelle eines Kriegsmonuments, das unter dem Namen „Leipziger Siegesdenkmal“ diesen Ort 60 Jahre lang dominierte, nimmt jetzt die temporäre Installation „Zucker.Rausch.Germania“ seinen Platz ein.

Auf die einst aus Kupfer getriebene, vier Meter hohe Germania verweist nur noch ihr verbeulter Helm und ihr verrußtes Schwert. Die bronzenen Fahnenträger sind längst verschwunden. Von den vier überlebensgroßen Reiterstatuen ist nur ein einziges stürzendes Pferd geblieben. Beschaffen aus vergänglichem Material – weißem, kristallenem Zucker –, dreht es sich auf der leeren Plattform eines zerschlissenen Karussells.

Zwei Extra-Programme unter Beteiligung internationaler Künstler:innen ergänzten die Aktion auf dem Leipziger Markt.

Beteiligte Künstler:innen:

René Reinhardt (Idee & Konzeption)

Elisabeth Schiller-Witzmann (Szenografie)

Robert Frenzel (Skulptur)

Thadeusz Tischbein (Video)

„Wir möchten uns bei der Schaubühne Lindenfels für ihre Gastfreundschaft bedanken und die Verwirklichung des Projektes `Zucker.Rausch.Germania´. Hoffentlich treffen wir uns wieder – um Geschichte neu zu denken und Gesellschaften zu hinterfragen“.

Zuckerpferd auf dem Leipziger Hauptbahnhof

Zusätzlich zur Installation "Zucker.Rausch.Germania" auf dem Leipziger Marktplatz entstand ein zweites Pferd aus Zucker – hängend an einem Kreuz aus Holz. Bis Ende September 2021 war es auf dem Querbahnsteig des Leipziger Hauptbahnhofes zu sehen. Ergänzt wurde die Installation durch das Video-Essay "Reich der Tiere" von Thadeusz Tischbein. Was es mit diesem Ort auf sich hat und wieso es sich um ein "hängendes" Pferd handelt, kann man im Video-Beitrag Pferd aus Zucker auf dem Leipziger Hauptbahnhof erfahren.

„Der Hauptbahnhof wurde erst im Ersten Weltkrieg eröffnet,
im Dezember 1915 […]

Der Bahnhof war ein Versöhnungsbau, […]
Er sollte die Preußen und Sachsen nach der Schlacht bei Königgrätz 1866
und nach der preußischen Eroberung von Sachsen […]
endlich zusammenführen und versöhnen und für immer verbinden.
So wie der Querbahnsteig hier auf dem Bahnhof
den Sächsischen und Preußischen und Militärbahnsteig
bis heute noch verbindet, wie Sie sehen können.“

Jaroslav Rundiš

 

REICH DER TIERE

Videoessay von Thadeusz Tischbein

Thadeusz Tischbein hat sich auf die Reise begeben zu den größten deutschen Nationaldenkmälern, sozusagen zu einigen der schwersten Brocken im Verdauungstrakt der Nation. Und hier stieß er auf allerhand Getier, welches nicht zufällig ins Gespräch kommt mit Fabelwesen und Tieren aus Sagen und Mythen. Waren doch auch die Gebrüder Grimm beteiligt an der Märchenerzählung von der uralten Nation. 

Skript, Kamera, Schnitt: Thadeusz Tischbein
Sprecher: René Reinhardt

Textfragmente, Zitate und Anregungen u.a. aus:
Deutsche Sagen, Jacob und Wilhelm Grimm.

Deutsche Fabeln des 18. Jahrhunderts, Manfred Windfuhr.
Die feinste Barbarei. Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig, Peter Hutter.
Die Erfindung der Deutschen, Klaus Wiegrefe und Karen Andresen.
Die Moral von Grimms Märchen, Wilhelm Solms.
Tierfabeln, Heinrich Heine.
Fabeln, Gotthold Ephraim Lessing.
Spiegel Online und Wikipedia

Presseschau

Et si l´Europe?

Zehn Tage Probe, vier Peformer:innen und eine Aufführungsdauer von fünf Minuten: In zwölf Tableaux vivants – je ein Tableau für einen Stern auf der europäischen Flagge – verknüpfte vom 25. bis 28. August 2021 die Groupe Tongue aus Strasbourg unter Regie von Mathias Moritz historische Fakten, die in Verbindung mit dem Datum  des Aufführungstages standen.

"Dargebracht durch die typenhaften Figuren tritt das Groteske der Verschiebung zutage, die unter anderem in der militaristischen Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts Ausdruck fand." Lara Wenzel, im Kreuzer Leipzig

Die vier Stationen

Station 1/4: Brno, ein verlassener Platz

— Installation auf dem Mendlovo náměstí, Brno | 29. Juli bis 1. August 2021 —

Ein verwittertes Karussell dreht sich schwerfällig und einsam auf einer von Straßenbahngleisen umschlossenen Verkehrsinsel im Zentrum von Brno. Einzig ein letztes Pferd befindet sich noch auf der ansonsten leeren Plattform. Diese Installation erzählt vom Verschwinden.

Die Schaubühne Lindenfels wurde eingeladen, im Rahmen des Festivals „Meeting Brno“ einen Beitrag zu leisten. Zudem entstanden Zusammenarbeiten mit einem tschechisch-deutschen Schüler:innenaustausch zum Thema Erinnerungskultur. Auch der Schriftsteller Jaroslav Rudiš tritt diese Reise an. Seine Werke schreibt er sowohl in deutscher als auch tschechischer Sprache.

Station 2/4: Leipzig, ein verschwundenes Denkmal

— Installation auf dem Leipziger Marktplatz | 21. August bis 17. September 2021 —

Das „Ding“ steht wieder auf dem Markt. Aber anstelle eines Kriegsmonuments, das unter dem Namen „Leipziger Siegesdenkmal“ diesen Ort 60 Jahre lang dominierte, nimmt jetzt die temporäre Installation „Zucker.Rausch.Germania“ seinen Platz ein.

Auf die einst aus Kupfer getriebene, vier Meter hohe Germania verweist nur noch ihr verbeulter Helm und ihr verrußtes Schwert. Die bronzenen Fahnenträger sind längst verschwunden. Von den vier überlebensgroßen Reiterstatuen ist nur ein einziges stürzendes Pferd geblieben. Beschaffen aus vergänglichem Material – weißem, kristallenem Zucker –, dreht es sich auf der leeren Plattform eines zerschlissenen Karussells.

Station 3/4: Berlin, ein 1. September

— Künstlerische Intervention | 1. September 2021 —

1. September 2021 – Weltfriedenstag: Um 5:45 Uhr zieht ein Bauer mit Pferdegespann und Pflug seine Kreise um die Siegessäule. Ein historisches Bild wird rekonstruiert und erinnert. 1946 bauten die Berliner:innen im zerstörten Tiergarten Gemüse an – darunter auch die Zuckerrübe, Symbol des Aufstiegs Preußens und Nahrungsgrundlage in den Nachkriegstagen. Die eingerahmte Aufnahme zeigt zugleich das gesamte Ausmaß der Zerstörung.

Station 4/4: Strasbourg, zwölf Tableaux vivants

— Performative Intervention —

Nach ihren Aufführungen in Leipzig präsentiert die Groupe Tongue unter der Regie von Mathias Moritz in ihrer Heimatstadt Strasbourg erneut zwölf Tableaux vivants – je ein Tableau für einen Stern auf der europäischen Flagge. Mit ihren „lebenden Bildern“, einem theatralem Spiel zwischen Geschichte und Gegenwart, stellen sie historische Bezüge her, u. a. zur Belagerung Strasbourgs und werden Teil des Gedenkens und Erinnerns.

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