Spielplan
Dancer of the Year
Die Ehrung traf ihn gänzlich unerwartet und löste tiefgehende Überlegungen zu seiner Rolle als Künstler aus: Eine große deutsche Tanzzeitschrift versah Trajal Harrell mit dem Label „Tänzer des Jahres“. Die Auszeichnung war zugleich Ansporn, Rätsel und Infragestellung. Denn der hochsensible Amerikaner zeigt auf der Bühne immer, was er fühlt und wie er denkt, ohne sich selbst für ein tänzerisches Genie zu halten. Seine Rolle sieht er primär vor allem im Auflösen von Kategorien und Klassifizierungen. Zu den Tanzwelten, die er erkundet, gehören die volkstümlichen amerikanischen „hoochie-coochie“ Shows ebenso wie der Butoh-Tanz aus Japan, der New Yorker Postmodernismus und vor allem die der Mode so verbundene underground-Szene des Voguing. Doch nie übernimmt Harrell in seinen Stücken Bewegungsmuster einer Community. „Wenn ich ins Tanzstudio gehe, bin ich frei und suche nach Neuem“, erklärt er. In rebellischer Sanftheit zweifelt Harrell an aller Anerkennung, die von außen kommt. Denn welches sind deren Kriterien, die letztendlich gesellschaftliche Fragmentierung in die Welt des Tanzes übertragen?
In seinem Solo geht er diesen Fragen mit umso größerem Engagement nach, als er kurz nach der journalistischen Laudatio zum Hauschoreografen am Schauspielhaus Zürich berufen wurde. Denn in Harrells Stücken wird die Bühne zu einem libertären Fashion-Laufsteg. Ein Tanzereignis, auch für Modefans.
Choreografie + Performance + Kostüm + Sounddesign: Trajal Harrell
Dramaturgie: Sara Jansen
Technische Leitung: Santiago Latorre
Touring + International Relations + Management: Björn Pätz / Zürich Dance Ensemble
Kreation: Kunstenfestivaldesarts, Brüssel, 10. Mai 2019
Produktion: Zürich Dance Ensemble
Koproduktion: Kunstenfestivaldesarts, Kanal – Centre Pompidou, ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival, Schauspielhaus Bochum, Bit Theatergarasjen, Festival d’Automne à Paris, Lafayette Anticipation, Museum Ludwig, Dampfzentrale Bern und Schauspielhaus Zürich